Panzerballett | Live At Theatron Munich 2013
Die Musik von Panzerballett ist in etwa so konventionell wie der Bühnen-Kopfschmuck von Mainman Jan Zehrfeld. Es handelt sich dabei um ein helmartiges schwarzes Mützchen, aus dessen oberem Ende eine Vielzahl von Kabeln sprießt. Auf der Bühne sieht das dann ein wenig so aus, als trage ein headbangender Roboter-Pinguin Rasta-Locken.
Es ist schlicht nicht in Worte zu fassen, wie das Panzerballett sowohl dem militärischen Gefährt, wie auch der filigranen Kunst musikalisch Ehre erweist. Metal, Jazz, Funk, klassische Elemente, rhythmische Waghalsigkeit, geistreiche Zoten – you name it. Es kracht und es raucht, mal ist alles ohrenbetäubend laut, dann wieder dezent und leise. Überall fliegen Funken, als Zuhörer fängt man Feuer, brennt lichterloh und steht am Ende doch wie der glücklichste begossene Pudel dieser Welt vor dem Koloss namens „Live at Theatron Munich 2013“.
Das ganze Ausmaß des Wahnsinns wird deutlich, wenn man einen Blick auf die Setliste wirft: neben diversen Eigenkompositionen wie etwa „Vulgar Display of Sauerkraut“ finden sich auf der neuen DVD zum Beispiel eingestreute Elemente aus Edvard Griegs Peer Gynt-Suite oder „Some Skunk Funk“ von den Brecker Brothers. Dazu kommen dann noch mehr als eigenwillige Versionen von „(I’ve Had) The Time of my Life“ aus unser aller Lieblings-80er-Schmonzette Dirty Dancing sowie Nicoles Grand Prix-Schlager-Hymne „Ein bisschen Frieden“. Für die beiden letzteren Stücke haben sich Panzerballett mit der ebenso stimmgewaltigen wie bezaubernden Conny Kreitmeier ein wahres Schwergewicht der deutschen Live-Szene als Gastsängerin auf die Bühne geholt.
Was das Panzerballett auf „Live at Theatron Munich 2013“ vor dem Hintergrund des Theatron Festivals im Münchner Olympiapark zeigt, ist eine eindrucksvolle Demonstration, die genaugenommen erst da ansetzt, wo für gewöhnlich das Ende der Virtuosität erreicht ist. Panzerballett definieren dabei ihre ganz eigenen Regeln, um sie dann – ganz ohne Rücksicht auf Konventionen – extrem einzuhalten. Die Musiker selbst haben für ihren künstlerischen Ansatz den sehr treffenden Neologismus der „Verkrassung“ gefunden. Es geht ganz eindeutig darum, die Grenzen des Möglichen auszuloten. Alles soll stets noch ein Stück weiter getrieben werden. Wie es sich für fünf studierte Musikerprofis mit internationalem Renommee gehört, ist das – und kein bisschen weniger! – der Anspruch der Süddeutschen.
Es ist dieses musikalisch-handwerkliche Genie, das es dem Panzerballett dann auf der anderen Seite auch erlaubt, sich selbst nicht so furchtbar ernst zu nehmen. Die genannte Songauswahl, Songtitel wie die angesprochene Ode an die Symbiose deutscher Küche und texanischer Heavy-Metaller oder auch die ein oder andere Ansage zwischen den Songs, machen das sehr deutlich. Jan Zehrfeld (Gitarre, Vocals), Joe Doblhofer (Gitarre), Alexander von Hagke (Saxophon), Heiko Jung (Bass) und Sebastian Lanser (Schlagzeug) müssen niemandem mehr etwas beweisen. Das Panzerballett lebt von der Experimentierfreudigkeit und dem purem Spaß seiner Mitglieder – eine grandiose Kombination für Musikliebhaber, zumal live.
„Wir wissen selbst nicht, warum wir uns und euch das antun“, schmunzelt Jan Zehrfeld während einer Ansage amüsiert. Jazz-Legende Randy Brecker hingegen meint: „Panzerballett ist die erste Band, die die Musik wirklich ins 21. Jahrhundert führt.“ Und die Krux: beides trifft den Kern der Sache.
Content: Concert “Live at Theatron Munich 2013” (filmed at 5th Aug 2013)
Bonus Material: Concert Backstage Munich (26th Oct 2012), “Vulgar Display of Sauerkraut” (12th Oct 2012 Berlin), Interview Mattias IA Eklundh, Film “Panzerballett on US-Tour”
Veröffentlicht |
01.11.2013 |
Media |
DVD |
GAOM023DVD |
Label |
Gentle Art Of Music |
Vertrieb |
Soulfood Music |
1. Mustafari Likes Di Carnival
2. Some Skunk Funk
3. Zehrfunk
4. Time Of My Life
5. Der Saxdiktator
6. Vulgar Display Of Sauerkraut
7. Donnerwetter
8. Friede, Freude, Fußball
9. Mustafari Likes Di Carnival
10. Giant Depf
11. Zehrfunk
12. Some Skunk Funk
13. Vulgar Display Of Sauerkraut