Kalle Wallner (RPWL, Blind Ego): guitars, bass, keyboards, programming
feat.
Marco Minnemann: drums
Arno Menses (Subsignal): vocals auf “THREE”
Tanyc: vocals auf “Six”
Yogi Lang (RPWL): keyboards, programming
Man kennt das. Man sitzt im eigenen Studio im Lockdown zwischen edlen Gitarren und Unmengen Equipment am Mischpult und tüftelt an Ideen, hat aber den milden Eindruck wahnsinnig zu werden. Nach zwanzig Jahren Vollgas ist man runtergefahren, aber der Kopf rast. Man kennt das, wenn man Kalle Wallner ist. Seinen immensen Output runterzufahren, das ist allerdings keine Option. So häuften sich die Ideen, Fragmente und Motive und an einem unbestimmten Abend lehnte er sich zurück und musste einsehen, dass er ein Instrumental-Album vorliegen hat. Ziemlich genau so entstand „Voices“, das inzwischen vierte Soloalbum des umtriebigen Freisingers.
Sieben pragmatisch durchnummerierte Tracks hat er komponiert und produziert, obwohl man Pragmatismus hier vergeblich sucht, denn die niemals überladene Opulenz ist ein fester Bestandteil seiner Musik. „Voices“ ist natürlich in erster Linie ein Gitarrenalbum, hält aber nicht stumpf aneinander gereihte Griffbrett-Kabinettstücke parat, sondern folgt einem Narrativ, einer Art undertow unter, zwischen und hinter den Stücken: sie sind ineinander verwoben und miteinander verwandt und erzählen fortlaufend eine zusammenhängende Geschichte. Nicht zuletzt ist der Diplom-Gitarrist auch langjähriger Endorser der Edelmarke Nik Huber Guitars, eine Entente die bereits in der Dokumentation „Blind Ego – From Idea to Reality“ aus dem Jahr 2017 illustriert wurde.
Arpeggierte Sythnie Kaskaden und verdichtetes Riffing liefern hier die Staffelei für episch singende Soli, an denen Wallner hörbar Spaß hat. Allerdings hier wird nicht kopflos gegniedelt, man hört die Arbeit eines erfahrenen Komponisten und mehrere Themen und Motive ziehen sich wie Ariadnefäden durch die Tracks. „Three“ stellt den einzigen Vocaltrack, Arno Menses von SUBSIGNAL lieh seine Stimme schon dem letzten Soloalbum „Liquid“ von 2016 und war daher sicherlich für „Voices“ ganz oben auf der call list. Als weitere Gäste fungierten Carmen Tannich, a.k.a. TANYC („Six“), die vergangenes Jahr selbst ihr brilliantes, von Wallner mitproduziertes Solodebüt gab. Yogi Langs Mitwirken an Keyboards und Programming ist eh eine Art no brainer, gemeinsam betreibt er mit Wallner nicht nur RPWL, sondern auch die Farm Studios und das Label Gentle Art of Music. Ihm gelang es auch in dem Labyrinth unzähliger Spuren einen Mix zu finden, der stimmig, schlüssig und logisch ist. Ein ganz besonderes Schmankerl ist aber sicherlich, dass Kalle Wallner Marco Minnemann als Schlagzeuger für dieses ambitionierte Projekt gewinnen konnte. Der Ausnahmedrummer, inzwischen in San Diego/Kalifornien ansässig, lieh sein facettenreiches Drumming und seine tiefe pocket unzähligen Größen. Der Umstand, dass in seiner Diskographie viele Alben regelrechter Gitarrengötter der obersten Liga stehen, prädestinierte ihn geradezu für dieses ambitionierte Projekt als Wunsch- und Traum-Kandidaten.
Voices not words ist abgesehen von „Three“ ein Kernmotiv dieses Albums, Stimmen werden zu Instrumenten und umgekehrt. „Seven.Out“ schließt knapp über der elf-Minuten-Marke ab und beschließt diesen cineastisch angelegten Musikzyklus in dem die einzelnen Tracks immer in Bezug zueinander stehen.
Die Parallelwelt der Sprache wird hier in Tönen und den fetten Grooves Minnemanns konterkariert. Zu keiner Stelle ist „Voices“ sparsam orchestriert, aber die Stimmen in diesem Album sprechen miteinander und verdichten sich zunehmend über den Verlauf, über den sich das semantische Narrativ hinter den sieben Tracks ausrollt. Im letzten Stück kulminiert diese stete Verdichtung, die Frage, ob nun der Wahn gesiegt hat, oder eine neue Ordnung hergestellt wurde, bleibt offen.
„Voices“ wird höchsten audiophilen Ansprüchen gerecht und ist wie jede Produktion
Wallners demanding listening, reife Kompositionen in denen sich Herz und Hirn vertragen und ergänzen. Das Album illustriert den Jetzt-Zustand eines Musikers, der sich eine luxuriöse Position erarbeiten konnte, kompromisslos sein zu dürfen. Vielleicht sogar zu müssen. Sieht man sich die rund 26 Jahre seiner Diskographie an, war er das eigentlich schon immer und es sieht nicht so aus, als würde sich das jemals ändern. Und das finden sehr viele Musikhörer gut so. Mindestens genau so gut wie die Kopfhörer sein sollten, auf dem man es hören sollte.
„Voices“ erscheint am 25.02.2022, das erste Video zum Vocaltrack „Three“ ist für Mitte Januar angesetzt. Wie immer bei GAOM wird Fanliebe groß geschrieben, es wird eine Limited Edition in kristallklarem Vinyl geben (inkl. Download Codes) und ein aufwändiges CD-Digipak mit einem Booklet, das zu jedem Track eine Shortstory aus der Feder von Dominik Aigner bereithält, der als Librettist gemeinsam mit Wallner die Lyrics zu „Three“ schrieb.
Veröffentlichung | 25.02.2022 | |
Media | CD (Digipak) | GAOM072 |
Vinyl | GAOM072LP | |
Label | Gentle Art Of Music | |
Vertrieb | Soulfood Music |
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